Rotatorenmanschetten-Läsionen sind häufig. Die Prävalenz beträgt im Mittel rund 20% und nimmt mit zunehmendem Alter signifikant zu. Im 5. Lebensjahrzehnt leiden bereits über 10% der Bevölkerung unter einer Ruptur. Im 6. Lebensjahrzehnt sind es bereits über 20% und im 8. Lebensjahrzehnt mehr als jeder Zweite. Anders ausgedrückt: Jeder von uns erleidet früher oder später einen Riß der Rotatorenmanschette. Ursächlich sind im Wesentlichen zwei verschiedene Mechanismen: Zum einen gibt es den selteneren frischen Riß des jüngeren Patienten, verursacht durch einen Sturz bei der Arbeit, in der Freizeit oder beim Sport. Zum anderen kommt es zu einem schleichend verlaufenden Riß bei Verschleißerscheinungen, bei dem zunächst kleinste, nicht spürbare Einrisse an der Sehne entstehen. Ursächlich ist eine schlechtere Durchblutung der Sehnen im Alter, oder eine lange chronische Überbelastung, die die Reißfestigkeit der Sehne stark herabsetzen, so dass ein Riß bereits bei einer alltäglichen Bewegung, oder nach einer Bagatellverletzung auftreten kann.
Diagnosesicherung
Die Verdachtsdiagnose kann bereits klinisch durch eine gründliche Anamnese und eine zielgerichtete körperliche Untersuchung gestellt werden. Die Sicherung der Diagnose erfolgt abschließend durch verschiedene bildgebende Verfahren.
Mittels Ultraschall (Sonografie) lassen sich der Sehnenverlauf und Läsionen der Manschette darstellen. Er eignet sich insbesondere zur Erstdiagnostik und späteren Verlaufskontrolle. Das Röntgenbild zeigt röntgendichte Begleitveränderungen, wie Kalkdepots sowie einen Hochstand des Kopfes an.
Das Kernspin (MRT) bietet eine sehr gute 3-dimensionale Übersicht über Rissform, Retraktion und Atrophie. Weiterhin lassen sich verlässlich Begleitpathologien darstellen.
Bei besonderen Fragestellungen, kann man auf eine Zusatzdiagnostik, wie die MR-, oderCT-Arthrografie zurückgreifen.
Konservative Therapie
Die Therapieform der Rotatorenmanschettenruptur hängt von vielen Faktoren ab. Genese, Patientenalter, Ausmaß der Ruptur, Schmerzsymptomatik, Funktionsverlust und -anspruch bestimmen die Therapie einer Rotatorenmanschettenruptur.
Bei degenerativen Rotatorenmanschettenrupturen kann einem konservativen Therapieversuch ein Zeitraum von drei Monaten mit maximal drei Infiltrationstherapien eingeräumt werden. Konservative Therapieoptionen beinhalten u.a. eine adäquate Schmerztherapie und eine Kräftigung der verbliebenen benachbarten Muskelgruppen. Die Anbindung an eine physikalische Therapie sollte die tägliche regelmäßige kopfzentrierende Eigenbeübung unterstützen.
Da eine Eigenheilung der Rotatorenmanschetten-Läsion in aller Regel nicht eintritt, kommt es unter konservativer Therapie zu einem Fortschreiten der Degeneration, und somit zu einer Zunahme von Schmerzen und einem Funktionsverlust.
Ein zeitlicher Verzug führt zu einem unnötigen Fortschreiten der Retraktion, Atrophie und Degeneration der gerissenen Sehnenstümpfe und Muskeln, was das spätere Operationsergebnis negativ beeinflusst.
Operative Therapie
Standardverfahren
der operativen Therapieoption ist die Rotatorenmanschetten-Naht durch Schlüssellochchirurgie (Arthroskopie), oder, in seltenen Fällen, über einen mini-open Zugang.
Beide Verfahren sind minimalinvasive Eingriffe, die vor allen die Komplikationen einer Infektion und einer Nachblutung veringern.
Der stationäre Aufenthalt verkürzt sich auf durchschnittlich 2 Tage.
Die Sehne wird dabei in der Regel mit Knochenankern an ihrem ursprünglichen Ort festgenäht. In der gleichen Sitzung werden weichteilige (verklebte/entzündete Schleimbeutel) und knöcherne (degenerative Knochensporne) Begleitpathologien beseitigt (siehe auch Impingement).
Bei großen irreperablen Rotatorenmanschettenrupturen kann bei jüngeren Patienten ein Muskel-/Sehnentransfer (z.B. Latissimus dorsi- , oder Pecoralis major Transfer) infrage kommen .
Bei älteren Patienten mit stark reduzierter Schulterfunktion wird zur Wiederherstellung der verlorenen Schulterfunktion die Implantation einer inversen Schulterprothese
durchgeführt.
Nachbehandlung
Die postoperative Nachbehandlung einer Rotatorenmanschettenruptur ist langwierig und beansprucht mehrere Wochen.
Ein spezielles Kissen (Abduktionskissen) muß für ca. 6 Wochen getragen werden, um die durch das Sehnengewebe gezogenen Nähte nicht ausreißen zu lassen, damit die rekonstruierte Sehne mit dem Knochen verwachsen kann.
Bereits während des stationären Aufenthalts wird das operierte Schultergelenk durch unsere Physiotherapeuten passiv-assistiv bewegt. In den folgenden 12 Wochen erfolgt eine für Ihre Erkrankung speziell festgelegte Nachbehandlung im Rahmen einer ambulanten physikalischen Therapie. Dieses Nachbehandlungsschema
wird Ihnen für Ihren nachbehandelnden Physiotherapeuten und Orthopäden mitgegeben.
Im weiteren Verlauf
sollte die Schulter noch in Eigenbeübung
weitertrainiert werden.
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Bitte bringen Sie sämtliche Vorbefunde und Röntgenbilder Ihres Orthopäden mit.
Die Kernspinbilder (MRT) werden Ihnen in der Regel auf einer CD ausgehändigt.